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Alternativer Karlspreis im Presseecho
Gegen alle Erwartungen fand der Alternative Karlspreis
ein
erfeuliches Presseecho. Natürlich war auch die SO, sobald sie von
der
Idee
Wind bekam, mit ihren Dead-Agent-Paketen zur Stelle und schaffte es, da
und
dort,
ihre Rufmord-Informationen in die Berichterstattung einzuschleusen.
Kampf gegen Sekte
Der US-Amerikaner Robert S. Minton soll für seinen Kampf gegen die
Scientology-Sekte
mit dem "Alternativen Karlspreis" ausgezeichnet werden.
Der 53-Jährige ist Vorsitzender des "Lisa Mc
Pherson-
Trust".
Die Verleihung findet am 3. Juni in der Leipziger Alten Börse statt.
(epd)
taz (die tageszeitung), Berlin, 27.5.00
Mit Minton gegen Clinton
Alternativer Karlspreis für Scientology-Kritiker
Von Achim Winkel
Karlsruhe/Leipzig. Am Freitag wird US-Präsident
Clinton
in Aachen der Karlspreis "für den wertvollsten Beitrag im Dienste
der
europäischen
Einigung und Gemeinschaftsarbeit, im Dienste der Humanität und des
Weltfriedens"
verliehen. Doch auf die feierliche Zeremonie wirft im Vorfeld eine andere
Preisverleihung
einen langen Schatten. In Leipzig wird am Samstag der "Alternative
Karlspreis"
vergeben - und das in direktem Zusammenhang zum "Original" für Bill
Clinton.
Empfänger des "Alternativen Karlspreises" ist Robert "Bob" S.
Minton,
ein
millionenschwerer Banker aus dem US-Staat New Hampshire.
Der 53-jährige widmet sich seit Jahren dem Kampf
gegen die
umstrittene Scientology-Organisation. Die Veranstalter des "Alternativen
Karlspreises",
das aus namhaften Sektenkritikern bestehende "Europäisch-
Amerikanische
Bürgerkomitee
für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA", wollen mit
Minton auch
ein Zeichen gegen Clinton setzen. Der gilt nämlich als ausgesprochen
Scientology-freundlich:
Eine seiner ersten Amtshandlungen war, die US-Steuerbehörde Internal
Revenue
Service (IRS) anzuweisen, Scientology von der Steuer zu befreien, weil
die
Organisation
angeblich einen "religiösen Charakter" habe. Gerüchte wollen
aber
nicht
verstummen, dass die IRS erpresst wurde.
Clinton empfing auch prominente US-Scientologen (etwa
die
Schauspieler
John Travolta oder Tom Cruise) und versprach ihnen, vor allem in
Deutschland auf
die Einhaltung der Rechte religiöser Minderheiten zu drängen.
Damit
war Scientology gemeint, und die Aktionen von Clinton zogen bis heute
nachwirkende
diplomatische Missstimmungen nach sich.
Li.: Hinter Bob Minton und Stacy Brooks stehend
v. l.:
Gerry Armstrong, Kanada, Prof. Alexander Dvorkin, Rußland, Andrea
Küpker,
Deutschland, Rod Keller, Herausgeber von "ARS-week in review"
Foto: Claudia Bartels |
Bob Minton dagegen sorgte in den USA für einiges
Aufsehen.
Minton ist Vorsitzender des
"Lisa McPherson Trust". Der will den mysteriösen Tod
von
Lisa McPherson aufklären, die vor fast fünf Jahren starb. Im
Dezember
1995 war eine 38-Jährige in ein Krankenhaus im Norden von
Clearwater,
der
Scientology-Hochburg in Florida, eingeliefert worden. Doch die Frau, Lisa
McPherson,
war schon tot - gestorben an Wassermangel. Die Obduktion ergab, dass sie
tagelang
kein Wasser mehr bekommen hatte. Zudem wies ihr abgemagerter Körper
blaue
Flecken, Insektenstiche und Schürfwunden auf - Indizien für
einen
unnatürlichen
Tod.
Immer mehr Umstände des Todes von Lisa McPherson
kommen
jetzt aber ans Tageslicht - Umstände, die auf eine erhebliche
Mitschuld von
Scientology hinweisen (Lisa McPherson wollte aus der Organisation
aussteigen)
und vor allem in den USA ein Umdenken eingeleitet haben. Das ist für
die
in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation natü
rlich
alarmierend, kann sie dort noch immer ungestört ihr Spiel treiben.
Der
"Alternative
Karlspreis", auch wenn er in Leipzig verliehen wird, kann die Diskussion
um
Scientology
durchaus auch im fernen Amerika beleben.
Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe,
31.5./1.6.2000
Das "Leipziger Bläserquartett" übernahm
die
klassisch-musikalische Gestaltung des Festaktes mit Stücken von
Mozart
und
Beethoven und den Hymnen und begleitete zum Abschluß auch das
gemeinsam
gesungene
"We shall overcome" der Festversammlung.
Foto: Claudia Bartels |
Vorwurf: Scientology führt Hetzkampagne gegen
Preisträger
Gegner der Organisation Bob Minton erhält alternativen
Karlspreis Berlin
Die amerikanische Scientology-Organisation ist offenbar dabei, eine
Hetzkampagne
gegen den Preisträger des diesjährigen alternativen Karlspreis,
den
Scientology-Kritiker und US-Millionär Bob Minton zu führen. Das
sagte
der Sekten- und Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Kirche in
Berlin-Brandenburg,
Pfarrer Thomas Gandow, am 31. Mai gegenüber idea. "Mit
Vorwürfen,
etwa
angeblichen Vorstrafen wegen Wirtschaftsvergehen, versuchen die
Scientologen,
aus einer Anti-Scientology-Veranstaltung eine Anti-Minton-Kampagne zu
machen",
so Gandow, der Mitglied des Preiskomitees ist. Bei Minton handele es sich
im Gegensatz
zu US-Präsident Bill Clinton, der den "echten" Karlspreis in Aachen
erhält,
um einen bekennenden Gegner der Scientology-Organisation. So habe Clinton
einen
Exklusiv-Artikel für das Scientology-Magazin "Freedom" verfaßt
sowie
bei einem Treffen mit dem Scientologen John Travolta angeblich lobende
Aussagen
über das Programm des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard
gemacht. Minton
hingegen, der am 3. Juni den alternativen Karlspreis in Leipzig
erhält, gründete
mit dem "Lisa McPherson-Trust" eine Gegenorganisation zu
Scientology.
IDEA Nr. 68/2000 vom 31. Mai (Ev. Nachrichtendienst
"Informationsdienst
der Ev. Allianz" Deutschland)
Wegen Scientology:
Kritik am Karlspreis für US-Präsident Clinton
Von Bernd Evers
Streit um die Verleihung des Aachener Karlspreises: in diesem Jahr
wird
die
wichtige Auszeichnung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten,
Bill
Clinton,
gehen.
"Man kann unterschiedlicher Meinung sein, was Clintons politische
Leistungen oder
seine persönlichen Verhältnisse angeht", sagt Pfarrer Thomas
Gandow,
Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche für Berlin-Brandenburg.
Was seine
Haltung gegenüber Scientology betrifft, gebe es jedoch keine
Zweifel:
"Niemals
zuvor hat es eine solche Lobbyarbeit einer Regierung für Scientology
gegeben",
betont Gandow.
Nicht nur, daß im ersten Amtsjahr Clintons der Organisation
Steuerfreiheit
eingeräumt worden sei; das Außenministerium der Clinton-
Administration
habe Deutschland und andere europäische Staaten auch immer wegen
ihres
kritischen
Umgangs mit Scientology kritisiert.
Als Reaktion auf die Verleihung des Karlspreises vergibt das Europä
isch-Amerikanische
Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit einen
alternativen
Karlspreis: ihn erhält der Bankier Robert Minton, der Scientology-
Opfer
bei Prozessen gegen die Organisation unterstützt.
neue bildpost,Hamm, 1. Juni 2000, Nr. 23, S. 1
Streit um Millionär Minton
Ein Bürgerkomitee vergibt in Leipzig den ersten alternativen
Karlspreis
und legt sich mit Scientology an
Von Thomas Schade
US-Präsident Bill Clinton erhält heute den Aachener Karlspreis.
Mit
der Ehrung rückt auch Leipzig ein wenig in den Blickpunkt. Denn
morgen
um
11 Uhr wird in der Alten Börse der Messestadt erstmals ein
alternativer Karlspreis
verliehen, vergeben vom "Europäisch-Amerikanischen Bü
rgerkomitee
für
Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA", das insbesondere
totalitären
Gruppen und Sekten den Kampf angesagt hat. Ihm gehören auch die
Sektenbeauftragte
Ursula Caberta aus Hamburg und Thomas Gandow von der evangelischen Kirche
Berlin-Brandenburg
an.
In Leipzig könnte es zur Konfrontation kommen. Denn das eher
unbekannte Bürgerkomitee
legt sich mit einer weithin gefürchteten Sekte an, mit Scientology.
Der Streit
entzündet sich am ersten Anwärter für die alternative
Ehrung: an
Multimillionär Robert Minton. Der 53-jährige US-Amerikaner
erhält
den Preis, weil er sich "mit seinem von Mut und Bürgersinn
geleiteten
Engagement
für die von der totalitären Scientology-Organisation gefä
hrdete
Gesellschaft der USA ... verdient gemacht" habe, heißt es in der
Preisträger.
Minton gilt als ein bedeutender Gegner von Scientology. Er finanziert
Opfer
und
Aussteiger, die vor Gerichten mit der Sekte streiten. Rund drei Millionen
Dollar
hat er angeblich für seinen Feldzug schon ausgegeben. Einer
Anwaltspraxis
in Clearwater soll Minton über 200.000 Mark überwiesen haben.
Sie
will
von der Sekte 144 Millionen Dollar Schadenersatz im Zusammenhang mit dem
Tod der
Scientologin Lisa McPherson. Die 36-jährige starb unter ungeklä
rten
Umständen. Weil Minton der Sekte offenbar herb zusetzt, macht sie
seit
Tagen
Front gegen seine Ehrung in Leipzig. In offenen Briefen wandte sich die
deutsche
Sekten-Spitze am 29. Mai an die Bischöfe der evangelischen
Landeskirchen
in Berlin/Brandenburg und Sachsen.
Eine Demonstration wird nicht ausgeschlossen
Vom Berliner Bischof Wolfgang Huber wird die fristlose Entlassung des
Sektenbeauftragten
Gandow verlangt. Er gilt als Spiritus rektor der Leipziger Veranstaltung.
Die
sächsische Landeskirche soll sich "von dem Vorhaben distanzieren"
und
an
der Ehrung nicht teilnehmen.
Die Sekte nennt Minton "einen internationalen Betrüger, der Nigeria
... massivst
geschädigt" habe. Bekannt ist, dass der Amerikaner reich wurde, weil
er vor
Jahren bei der Umschuldung von Entwicklungsländern kräftig
mitgemischt
haben soll. Allein aus Nigeria seien zwölf Milliarden Mark auf
ü
ber
200 ausländische Konten verschwunden, und Minton sei dabei "der
Hauptdrahtzieher",
behauptet Scientology.
Um die Veranstaltung zu verhindern, ist die Sekte in Leipzig ziemlich
aktiv
geworden.
Man habe die Zuständigen in der Alten Börse und in Auerbachs
Keller
"aufgeklärt, was da geplant ist", bestätigt Scientology-
Sprecher
Georg
Stoffel in München. Eine Demonstration am morgigen Sonnabend
schließt
er nicht aus.
Der Berliner Thomas Gandow sieht die Vorwürfe gelassen. Herr Clinton
erhalte
die Ehrung schließlich auch trotz seiner Affäre mit Monica
Lewinsky.
Sächsische Zeitung Dresden, 2.6.2000
Gandow: Keine Kritik am Lebenswandel Clintons
Dresden. Auf den SZ-Artikel "Streit um Millionär Minton" (2.6. S. 2)
reagierte
der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche Berlin/Brandenburg, Thomas
Gandow:
"Die Ehrung durch den 'Alternativen Karlspreis' gilt dem Bü
rgerrechtler
und Philantropen Bob Minton und seinen Aktivitäten gegen
Scientology.
Anstoß
für uns ist die Verleihung des Aachener Preises an US-Präsident
Bill
Clinton, der für seine Unterstützung gegenüber Scientology
kritisiert
wird. Ausführungen zum Lebenswandel des US-Präsidenten habe ich
nicht
gemacht." (SZ)
Sächsische Zeitung Dresden 3./4.6.2000
Engagement für die Opfer gewürdigt
Leipzig (dpa) - Der US-Amerikaner Robert Minton hat in Leipzig den
erstmals
verliehenen
Alternativen Karlspreis erhalten. Das Europäisch-Amerikanische
Bü
rgerkomitee
für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA würdigte
damit das
Engagement Mintons für die Opfer der Organisation Scientology. Mit
dem
Preis
wollte das Komitee eine Alternative zur Verleihung des Karlspreises an
US-
Präsident
Bill Clinton schaffen. Aus Sicht des Komitees ist Clintons liberale
Haltung
gegenüber
Scientology umstritten. dpa 3.
Juni
2000
Von Personen
Robert S. Minton
Beifall für die Rede Bob Mintons
Im Vordergrund: Tanja Neujahr, SO-Aussteigerin und Rüdiger Bartels,
Leipziger
Künstler und Schöpfer der Skulptur "Leipziger Nikolai-Kirche -
Ausgangspunkt
der Menschenrechtsrevolution 1989 in der DDR" |
Der US-amerikanische Bankier wird am heutigen Samstag in
Leipzig
mit dem "alternativen Karlspreis 2000" ausgezeichnet. Minton erhalte die
undotierte
Ehrung für seinen Kampf gegen die Scientology-Organisation, teilte
das
"Europäisch-Amerikanische
Bürgerkomitee für
Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA" in
Berlin mit.
Minton habe Scientology-Opfer durch Prozesskostenhilfe unterstützt.
Die Ehrung
sei auch eine Reaktion auf die Verleihung des Aachener Karlspreises an
US-
Präsident
Clinton, der die Scientology-Organisation öffentlich
unterstütze.
(kna)
Frankfurter Rundschau, 03.06.2000
|
Alternativer Karlspreis für
Robert Minton
Der US-Amerikaner Robert Minton hat am Sonnabend in Leipzig den zum
ersten
Male
verliehenen Alternativen Karlspreis 2000 erhalten. Das Europäisch-
Amerikanische
Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den
USA
würdigte
damit das Engagement Mintons für die Opfer der Organisation
Scientology.
Der undotierte Menschenrechtspreis in Form einer Skulptur der Leipziger
Nikolaikirche
wurde vom Leipziger Künstler Rüdiger Bartels geschaffen. Mit
seinem
Preis wollte das Bürgerkomitee eine Alternative zur diesjä
hrigen
Verleihung
des Aachener Karlspreises an US-Präsident Bill Clinton schaffen. Aus
Sicht
des Komitees ist Clintons liberale Haltung gegenüber Scientology
umstritten.
Die Organisation Scientology wandte sich im Vorfeld gegen die Verleihung
des Menschenrechtspreises
an Minton, dem sie Komplizenschaft mit Ex-Militärdiktatoren und
notorischen
Menschenrechtsverletzern in Nigeria vorwarfen. Auch habe er "Banken in
Europa
und den USA mit illegalen Geldwäschedeals betrogen". Minton wies
diese
Anschuldigungen
zurück.
Leipziger Volkszeitung 3.6.2000 (S. 2)
Der neue Aufstand der Scientologen
Von Ernst-Gerhardt Scholz
Was Clinton recht ist, ist Minton billig. Beide haben einen Karlspreis
bekommen.
Bill, der Präsident, den Internationalen und Bob, der Banker, den
Alternativen.
Der eine aus der Hand des Aachener Oberbürgermeisters Jürgen
Linden,
der andere einen Tag später in Leipzig von Ursula Caberta.
Womit die Richtung klar ist: Dieser Alternative Karlspreis hat etwas mit
Scientology
zu tun. Schließlich ist Caberta Leiterin der in der Hamburger
Innenbehörde
angesiedelten Arbeitsgruppe, die sich ausschließlich mit dieser
umstrittenen
Organisation beschäftigt. Und sie ist zugleich maßgebendes
Mitglied
im "Europäisch-Amerikanischen Bürgerkomitee für
Menschenrechte
und Religionsfreiheit in den USA", das diesen Alternativen Karlspreis
gestiftet
hat.
Und warum geht der gerade an Robert S. Minton, genannt Bob? Antwort: Weil
den
Scientologen in diesem US-Geschäftsmann und Millionär offenbar
ein ernst
zu nehmender Gegner erwachsen ist. Wobei seine Ansicht, Scientology sei
eine "totalitäre
Bewegung" und damit "gegen die Demokratie eingestellt", für die
Sekte
weniger
schwerwiegend zu sein scheint als die Tatsache, dass er seinen Kampf
gegen
Scientology
in den USA selbst führt. Dort, wo eine schier unendliche Toleranz
für
alle möglichen Bewegungen, religiöse wie andere, gilt. <
br
>
Mit dem Widerstand in Deutschland müssen die Scientologen seit
Jahren
leben.
Der Erfolg der Aufklärungskampagnen von Sektenbeauftragten und -
nicht
zuletzt
- Ursula Caberta lässt sich an der Zahl der Aussteiger, aber auch an
der
offensichtlich schlechten finanziellen Lage der Organisation ablesen.
"Sie
sind
praktisch bankrott und halten sich nur noch mit Finanzspritzen aus den
USA
über
Wasser", so Caberta vor kurzem auf einer Pressekonferenz der
Innenbehö
rde,
auf der auch Bob Minton das von Scientology verbreitete Bild von "Friede,
Freude,
Eierkuchen" als falsch anprangerte. Scientology sei alles andere als eine
Kirche,
sei menschenverachtend und zerstöre jeden, der sich ihr in den Weg
stelle.
Nachdem Minton dies gesagt hatte, hagelte es von Seiten der Scientologen
Pressemitteilungen,
über die Innenbehörde brach eine Flut von Offenen Briefen
herein.
Alle
mit einem Ziel: Minton als unglaubwürdig abzustempeln und Caberta
gleich
mit. Eine Form der Auseinandersetzung, die bei Scientology Methode
hat.
So wurde Minton als "skrupelloser Geldschieber" beschuldigt, der "unter
der
Regie
der ehemaligen Militärdiktatur in Nigeria persönlich mehrere
Zehnmillionen
Dollar in die eigene Tasche gewirtschaftet hat - vorbei an einer
hungernden
Bevölkerung".
Kurt Weiland, Chef des auch als Scientology-Geheimdienst bezeichneten
"Büros
für besondere Angelegenheiten" (OSA) ließ es sich nicht
nehmen,
Innensenator
Hartmuth Wrocklage von Los Angeles aus aufzufordern, Caberta zu
entlassen.
Was
sie mache, sei eine "Fortschreibung der Inquisition", sie jage Menschen,
zerstöre
Existenzen und bringe Schande nicht nur über Hamburg, sondern ü
ber
ganz Deutschland. Caberta, die "Ganoven wie Robert Minton mit dem
Unbedenklichkeitssiegel
der Hamburger Innenbehörde ausstattet", sei "fehl am Platz
".
Minton bestreitet zwar nicht, zusammen mit einem Partner im Auftrag der
nigerianischen
Regierung 4,5 Milliarden Dollar Auslandsschulden diskret und für
einen
günstigen
Kurs zurückgekauft zu haben. Auch nicht, dass dabei ein Prozent vom
Nominalwert
(45 Millionen Dollar) Gewinn abgefallen sei.
Was er aber zurückweist, sind weit darüber hinaus gehende
Zahlen
sowie
Behauptungen, dass es sich dabei um Betrug gehandelt habe, dass gegen ihn
irgendwelche
Ermittlungen laufen und Konten gesperrt worden seien, und dass er sich an
den
im Zuge des Golfkrieges gestiegenen Ölpreisen bereichert habe. Was
er
in
Frankreich bereits getan habe, werde er auch in Deutschland tun: eine
Verleumdungsklage
gegen Scientology anstrengen.
Für die Mitglieder und Unterstützer des Alternativen
Karlspreis-
Komitees
sind das allerdings nur Nebensächlichkeiten. Für sie zählt
allein
eines: Bob Minton sei besser als Bill Clinton geeignet, für seinen
Einsatz
für Meinungsfreiheit und demokratischen Lebensstil öffentlich
gefeiert
zu werden. Besonders Clintons "liberale" Haltung zu Scientology sei
umstritten.
Auch Ursula Caberta findet, dass der Noch-Präsident zumindest "den
Anschein
erweckt", als sei er "eine Marionette von Scientology". Mit Bob Minton
habe
man
dagegen einen, der dessen "seltsame Vorliebe" nicht teile.
So gesehen ist die Aufregung der Scientologen nur zu verständlich. <
br
>
Hamburger Abendblatt, 3.6.2000
Alternativer Karlspreis für Scientology-Gegner
Sekte lanciert Vorwürfe gegen den amerikanischen Preisträ
ger
Von Jan-Martin Wiarda
Ehrlicher als das berühmte Vorbild sollte er nach Vorstellung seiner
Initiatoren
sein: der "Alternative Karlspreis", der heute, einen Tag nach dem
offiziellen
Karlspreis, vom "Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee fü
r
Menschenrechte
und Religionsfreiheit in den USA" verliehen wird. "Wir wollen mit der
Zeremonie
ein Zeichen setzen, dass es trotz der Clinton-Regierung in Amerika
Andersdenkende
gibt, die nicht im Scientology-Strom mitschwimmen", sagt Thomas Gandow,
Sektenbeauftragter
der evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und Mitglied im Bü
rgerkomitee.
Clinton, der gestern in Aachen den offiziellen Karlspreis für seine
Verdienste
um Humanität und Weltfrieden erhielt, habe sich in den letzten
Jahren
mit
dem prominenten Scientologen John Travolta getroffen und sogar einen
Beitrag für
eine Zeitschrift der umstrittenen Gemeinschaft verfasst. Das Komitee
hält
den US-Präsidenten deshalb für alles andere als
auszeichnungswürdig
und will nun den amerikanischen Scientology-Gegner und Investment-Banker
Robert
Minton mit dem "Alternativen Karlspreis" ehren.
Scientology ging in die Offensive und erhob gegen Minton schwere
Vorwü
rfe:
In einem Brief an den Berliner Bischof Wolfgang Huber hieß es,
Minton
habe
"in Komplizenschaft mit Ex-Militärdiktatoren und notorischen
Menschenrechtsverletzern
in Nigeria" illegale Geldwäschedeals abgewickelt. So habe der
Investment-Banker
auf dem Weltmarkt im Auftrag Nigerias und ohne Wissen der Glä
ubigerbanken
nigerianische Schuldenverschreibungen zu Billigpreisen zurückgekauft
und
Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht.
Thomas Gandow bezeichnet die erhobenen Vorwürfe indes als falsch.
Der
"Lisa
McPherson Trust", dessen Vorsitzender Minton ist, helfe Scientology-
Opfern
dabei,
ihre Ansprüche vor Gericht durchzusetzen. Scientology führe mit
den
Vorwürfen eine Rufmordkampagne gegen Minton fort, die sie bereits
vor
einem
Jahr begonnen habe. Zwar hätten Schuldverschreibungsgeschäfte
stattgefunden,
doch seien die einzig und allein zum Vorteil des nigerianischen Volkes
gewesen.
"Auf keinen Fall hat sich Minton bereichert."
Dennoch nehmen Zweifel an Mintons Redlichkeit zu. "Transparency
International",
eine internationale Organisation zur Korruptionsbekämpfung,
bestä
tigt,
ohne Namen zu nennen, dass es kriminelle Aktionen im Zusammenhang mit
nigerianischen
Schuldverschreibungen gegeben habe. Auch in der Kirchenverwaltung sorgen
die Vorwürfe
für Unruhe. "Wir stellen gerade eigene Nachforschungen an", sagt
Propst Karl-Heinrich
Lütcke. "Sollte herauskommen, dass da was dran ist, wäre das
ein
ärgerlicher
Punktsieg für Scientology."
Der Tagesspiegel, Berlin, 3. Juni 2000 |
Blick in die festliche "Alte Börse" in Leipzig
bei der Preisverleihung
Foto: Claudia Bartels |
AUSGEZEICHNET
Alternativer Karlspreis an US-Amerikaner
Der US-Amerikaner Robert Minton hat am Samstag in Leipzig den erstmals
verliehenen
Alternativen Karlspreis erhalten. Das Europäisch-Amerikanische
Bü
rgerkomitee
für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA würdigte
damit das
Engagement Mintons für die Opfer der Organisation Scientology.
Minton
wolle
nicht hinnehmen, dass es in seinem Heimatland USA dieser Organisation
möglich
sein soll, alle Opfer und Gegner mundtot zu machen. Er habe erkannt,
welche
Gefahren
durch Scientology für Menschen und die freiheitliche Demokratie
entstehen
können, sagte Ursula Caberta, Leiterin der Hamburger Arbeits-
gemeinschaft
Scientology, in ihrer Laudatio. Mit dem undotierten Menschenrechtspreis
wollte
das Komitee eine Alternative zur Verleihung des Aachener Karlspreises an
US-Präsident
Bill Clinton schaffen. Der Preis soll von nun an jährlich verliehen
werden.
Berliner Zeitung, 5. Juni 2000
Erster Alternativer Karlspreis für amerikanischen Scientology-
Kritiker
US-Präsident Bill Clinton bekam am Freitag in Aachen den Karlspreis.
Für
sein Engagement in Sachen Frieden, Freiheit, Demokratie.
In Leipzig wurde am Sonnabend der 1. Alternative Karlspreis vergeben -
Kritik
an Clinton und den USA. Grund: Deren umstrittene liberale Haltung
gegenüber
der Scientology-Sekte.
Den (undotierten) Preis bekam Clintons Landsmann Robert Minton wegen
seines
Einsatzes
für Opfer der Sekte. Verliehen vom Europäisch-Amerikanischen
Bürgerkomitee
für Menschenrechte und Religionsfreiheit.
In der Preisträger hieß es: 'Minton hat erkannt, welche
Gefahren
durch
Scientology für Menschen und die freiheitliche Demokratie entstehen
können.'
Der Alternative Karlspreis soll nun jährlich verliehen werden.
BILD 05.06.2000
Im Herbst 2000 erschien schließlich auch noch ein sü
ß-saurer
Artikel in der Kultlobby-nahen Studentenzeitschrift "spirita", gezeichnet
von
Thomas Schweer, Marburg, den wir im Folgenden leicht gekürzt
dokumentieren:
Berliner Sommerloch
Die Verleihung des "Alternativen Karlspreises" am 3. Juni 2000 in
Leipzig
... Mit dem an die Qualität von "Kinder statt Inder" heranreichenden
Slogan
"Bob Minton oder Bill Clinton" trat das "Europäisch-Amerikanische
Bürgerkomitee
für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA" an die Ö
ffentlichkeit,
um laut seines Mitglieds Thomas Gandow ein Zeichen zu setzen, daß
es
"trotz
der Clinton-Regierung in Amerika Andersdenkende gibt, die nicht im
Scientology-Strom
mitschwimmen" (Der Tagesspiegel, 3.6.2000). Die USA fest in der
Hand
der
Scientologen und Bill Clinton ein verkappter Förderer gefä
hrlicher
Sektierer? Wenn man dem Bürgerkomitee Glauben schenken will, ist
diese
Idee
nicht allzu abwegig, gab es doch tatsächlich verschiedene Kontakte
amerikanischer
Regierungsvertreter zu bekennenden Scientologen wie John Travolta oder
Tom
Cruise.
Zudem erhielt Scientology in der Amtszeit Clintons Steuerbefreiung
aufgrund
religiöser
Zielsetzungen, Deutschland und andere europäische Staaten wurden
wegen
ihres
Umgangs mit dieser Gemeinschaft kritisiert, und der Präsident
stellte
sogar
einen Artikel aus seiner Feder zur Veröffentlichung in Scientology-
Magazinen
zur Verfügung. Nachdem das Bürgerkomitee diese und weitere
"Verfehlungen"
der amerikanischen Politik aufgelistet hat, heißt es in der
Preisträger
zur Preisverleihung an Bob Minton:
"Präsident Clintons öffentliche Unterstützung für
Scientology
wird weder vom amerikanischen Volk noch von seinen gewählten
Vertretern im
Kongereß, dem amerikanischen Parlalment, geteilt. ... Unter vielen,
die
Scientologys obligatorische Praxis systematischer Verdrehung der
Religionsfreiheit
der Umkehrung religiöser Diskriminierung erkannt haben, hat sich ein
Mann
hervorgetan
- durch seine Unterstützung für die Freiheit der Rede, <
br
>
- durch seine akkuraten Berichte über die Aktivitäten der
Scientology
Organisation (SO),
- durch seine Hilfe für die Opfer der SO, u.a. die Angehörigen
von Lisa
McPherson in ihrem Prozeß gegen die SO
- durch die Gründung des Lisa-McPherson-Trusts.
Dieser Mann heißt Robert S. Minton."
Der Multimillionär Minton liegt seit 1995 mit Scientology im
Clinch. Damals
machte er nach eigener Aussage die Erfahrung, daß sich viele Opfer
mangels
finanzieller Mittel nicht angemessen juristisch verteidigen können.
Außerdem
sei es ihm ein Dorn im Auge gewesen, daß Scientologen gewaltsam
versucht
hätten, die Verbreitung kritischer Informationen über das
internet zu
unterbinden. Daher engagiert sich Minton heute auf Seiten der
Scientology-
Gegner,
zahlt Anwalts- und Prozesskosten, will Aussteigern helfen und daran
mitwirken,
daß die "Betrugs- und Mißbrauchspraktiken" von Scientology
aufgedeckt
werden.
Im Beirat des Lisa-McPherson-Trusts sitzen u.a. Steven Hassan und
Margaret
Thaler
Singer.
Im Vorfeld der Preisverleihung versuchte Scientology Druck auszuüben
und
forderte vom Berliner Bischof Wolfgang Huber, den Sektenbeauftragten
Gandow
fristlos
zu entlassen. Denn der ehemalige Investment-Banker Minton (53), der sich
dank
erfolgreicher Geschäfte vorzeitig zur Ruhe setzen konnte, habe sein
Geld
auf betrügerische Weise mit Schuldverschreibungen von
Entwicklungsländern,
vor allem Nigerias, verdient. (Sächsicshe Zeitung, 2.6.2000)
Obwohl
diese Anschuldigungen der bekannten scientologischen Manie folgen, bei
allen Kritikern
irgendwo eine kriminelle Seite zu wittern, scheinen die Vorwürfe
nicht
gänzlich
aus der Luft gegriffen zu sein. Denn auch "Transparency International",
eine Organisation
zur Korruptionsbekämpfung, bestätigt ohne Namensnennung,
daß es
illegale Transaktionen im Zusammenhang mit nigerianischen
Schuldverschreibungen
gegeben habe. Während die aufgeschreckte Berliner Kirchenverwaltung
nun eigene
Nachforschungen anstellen will, zeigt sich Gandow schon vorab von der
Unschuld
seines Preisträgers überzeugt. Derartige Geschäfte hä
tten
zwar stattgefunden, doch seien sie "einzig und allein zum Vorteil des
nigerianischen
Volkes gewesen". Auf keinen Fall habe sich Minton persönlich
bereichert.
(Der Tagesspiegel, 3.6.2000)
Empfang im historischen "Auerbachs Keller" Mit dem Preisträger Bob
Minton
stoßen auf das gelungene Fest an: Renata Linné, EBI
Sachsen/Dresden
und Solveig Prass, Organisatorin und Ausrichterin der
Preisverleihung
des
Europäisch-Amerikanischen Bürgerkomitees
Foto: EBI Sachsen |
... Interessanter als die Frage nach der Preiswürdigkeit
einzelner
Personen
ist die Tatsache, daß das Bürgerkomitee sich ausdrücklich
an den
traditionsreichen Aachner Karlspreis anlehnt. Dieser soll jährlich
"für
den wertvollsten Beitrag im Dienste der europäischen Einigung und
Gemeinschaftsarbeit,
im Dienste der Humanität und des Weltfriedens" vergeben werden. Im
Grundsatztext
des Bürgerkomitees wird hingegen festgestellt, man setze sich
"fü
r
Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA und weltweit ein und
engagiert
sich in der Auseinandersetzung insbesondere gegenüber neuen
totalitären
Organisationen". Inhaltlich Gemeinsames läßt sich hier kaum
erkennen,
aber darum dürfte es dem Komitee, dessen Preisvergabe u.a. die AGPF,
Rüdiger
Hauth, Ingo Heinemannn, Norbert Pothoff, Renate Rennebach, Eduard Trenkel
und
Hartmut Zinser unterstützt haben, auch weniger gegangen sein. Es war
wohl
vielmehr der reine Anlaß, der dazu bewogen hat, sich als
"Alternative" zu
präsentieren. Denn eine bessere Möglichkeit, einen Publicity-
Gag
zu
prodizieren und auf sich aufmerksam zu machen, wird sich dem Bü
rgerkomitee
so schnell nicht wieder bieten: Ein prominenter "Scientology-Freund", der
partout
die deutsche Besserwisserei und die unerbetenen Ratschläge zwecks
Anti-Sekten-Maßnahmen
in God's own country nicht zur Kenntnis nehmen will, kann an den Pranger
gestellt
und mit einem "echten Vorbild" konfrontiert werden. Ein solcher Effekt
wäre
etwa mit einem vom Namen her sinnvolleren "Friedrich-Wilhelm-Haack-
Gedächtnispreis"
schwerlich zu erzielen gewesen. Leider steht zu befürchten,
daß
das
Bürgerkomitee künftig mangels passender Reime sein Publikum
nicht
mehr
so einfallsreich wie diesmal zu unterhalten vermag.
Spirita 1/99 (ca. September 2000) |
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