"Ich wäre glücklich, auch den jetzt
Verantwortlichen
der SO zu helfen, wenn sie sich von
der Organisation distanzieren"
Rede von Robert S. Minton nach der Verleihung des
Alternativen
Karlspreises
Leipzig, Deutschland, Alte Börse, am 3. Juni 2000
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlichen Dank an alle Mitglieder des Komitees und an all die, die
dieses
Ereignis ermöglicht haben. Herzlichen Dank an Frau Caberta für
Ihre
Rede!
Robert S. Minton am 3. Juni 2000
in der Alten Börse zu Leipzig
Foto: Claudia Bartels |
Ich fühle mich sehr geehrt, an diesem Morgen den Alternativen
Karlspreis
von meinen geschätzten Kollegen des Europäisch-Amerikanischen
Komitees
für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA zu
empfangen.
Es ist sehr bewegend, diesen Preis in Leipzig zu erhalten, wo die
Freiheit
im früheren Ost-
Deutschland wiedergeboren wurde.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herzlichen Dank an alle Mitglieder des Komitees und an all die, die dieses
Ereignis
ermöglicht haben. Herzlichen Dank an Frau Caberta für Ihre Rede!
Ich fühle mich sehr geehrt, an diesem Morgen den Alternativen
Karlspreis
von meinen geschätzten Kollegen des Europäisch-Amerikanischen
Komitees
für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA zu
empfangen.
Es ist sehr bewegend, diesen Preis in Leipzig zu erhalten, wo die
Freiheit
im früheren Ost-Deutschland wiedergeboren wurde.
1984 ging ich von Westberlin durch den Checkpoint Charlie nach Ost-
Deutschland.
Der große Unterschied zwischen meinen demokratischen Freiheiten in
den USA
und der kommunistischen Stasi-kontrollierten DDR hat mich stark getroffen
und
dieses Erlebnis machte einen bleibenden Eindruck auf mich. Ich erinnere
mich genau,
wie ich durch das wüste Niemandsland ging, nach Mitternacht auf der
Ost-Berliner
Seite des Checkpoint Charlie, mit einem schweren Koffer zu einem wartenden
staatlichen
Taxi für die kurze Fahrt zu dem staatlichen Hotel "nur für
Ausländer".
Die DDR sah mich damals in genau derselben Weise, wie Scientologen
mich
jetzt
sehen: Ich war für sie so etwas wie eine "unterdrückerische
Person",
eine suppressive person", ein "SP" für die DDR, und es war wichtig
für
sie, meine Gedanken und Informationen den Bürgern vorzuenthalten.
Heute in
Leipzig stehen wir ganz dicht neben der berühmten Nikolai-Kirche, wo
der
Freiheitsruf in Ostdeutschland mit einer Handvoll Leute begann, die dann
anwuchs
zu Hunderten und schließlich zu hundert-tausenden, die in den
Strassen nach
Freiheit riefen, die dieses Gebäude umgeben, in dem wir uns heute
versammelt
haben.
Leipzig ist heute frei. Ost- und West-Deutschland sind jetzt wieder
vereinigt
und die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sind
sehr, sehr
glücklich über ihre neu gewonnene Freiheit.
Aber nicht alle Menschen im früheren Ost-Deutschland oder in
anderen
früher kommunistisch kontrollierten osteuropäischen Ländern
sind
glücklich mit ihren neuen Freiheiten. Ebenso gibt es auch Leute in
den
Vereinigten
Staaten oder auch in jedem anderen Land der Welt, die lieber möchten,
daß
jemand anderes die Entscheidungen für sie fällt.
Der Staat trifft keine Entscheidungen mehr für die Bürger im
alten
Osteuropa. Sie müssen vielmehr selbst ihre neuen Freiheiten anwenden,
um
selbständige und selbstbestimmte Individuen zu werden. Es ist kein
Zufall,
dass in einem solchen Vakuum Leute, die nie gelernt haben, die
Verantwortlichkeit
anzunehmen, die Freiheit nun einmal mit sich bringt, sich jetzt von
Organisationen
wie Scientology rekrutieren lassen.
![](../images/minton05.jpg)
Ursula Caberta überreicht den
Menschenrechtspreis
des Europäisch-Amerikanischen Komitees
an Bob Minton
Foto: Claudia Bartels |
Scientology bietet einen Ersatz für die früheren
kommunistischen
Regimes, die "wahre Freiheit" versprachen, aber in Wirklichkeit einen
Unterdrückungsapparat
geschaffen haben, der die Menschen beherrscht und terrorisiert und dies
mit
seiner
Ideologie auch von innen.
Noch einmal muss ich wiederholen: Scientology ist ein
Ungeheuer
mit zwei Köpfen:
- Zuerst und vor allem ist Scientology eine
zielgerichtete, totalitäre
politische Bewegung.
Das ist eigentlich schon die ganze Geschichte!
- Die religiöse Fassade von Scientology, als zweites, ist in
Wirklichkeit
nicht mehr als eine Tarnung, die die politischen Pläne
und Absichten
maskieren soll.
Scientology benutzt die religiöse Fassade als einen
Schutz,
um nicht unter die Lupe genommen zu werden. Das ist eine neue Art von
politischem
Untier, mit dem es noch keine demokratische Gesellschaft zu tun hatte. Es
hat
erreicht, daß das US-State Department (das Aussenministerium der
USA), unter
dem Vorwand der Verteidigung der Religionsfreiheit Deutschland und
Frankreich
wegen religiöser Verfolgung von Scientology verurteilt hat.
Das amerikanische Regierungssystem fußt auf zwei gleich
gewichtigen Hauptprinzipien:
- Das erste ist das Prinzip der Demokratie -der Grundsatz, daß
die Mehrheit
die meisten das Land betreffenden politischen Entscheidungen trifft- und
dieser
Grundsatz ist eingebettet in den Kern der Verfassung.
- Das zweite große Prinzip, das in den Grundrechten verankert ist,
ist der
Grundsatz, daß die Macht einer jeglichen Gruppe - sogar die der
demokratischen
Mehrheit - begrenzt werden muß, um die Rechte und Freiheiten des
Individuums
zu sichern.
In der kurzen amerikanischen Geschichte hat es niemals eine Zeit
gegeben, in
der nicht Gruppen oder sogar die Regierung selbst, unter extremistischem
Einfluß,
versucht hätten, ihre Macht und ihren Einfluß auf Kosten der
Freiheiten
und Rechte des Individuums auszuweiten.
Scientology entspricht genau dem Typ einer solchen extremistischen
Gruppe,
die sich verbissen weigert, die Grundprinzipien anzuerkennen, die der Bill
of
Rights, der amerikanischen Verfassung, zugrunde liegen. Die direkten
Angriffe
auf unsere elementaren Freiheitsrechte drohen der Bill of Rights die das
Fundament
der amerikanischen Tradition von Fairness, Gleichheit, Ausgewogenheit und
schließlich
Gerechtigkeit ist, dauerhaft Schaden zuzufügen. Wir alle sind bedroht
durch
den Erfolg von Scientology, sich selbst unter dem Mantel der
Religionfreiheit
zu verbergen. Scientology benutzt dies als ein Mittel, die Aufmerksamkeit
der
Regierung abzulenken sowohl von ihrer Verletzung der Menschenrechte als
auch von
ihrer offenen Manipulation juristischer Abläufe.
Frankreich und Deutschland achten die Religionsfreiheit genau so wie
die
Vereinigten
Staaten. Um nicht mißverstanden zu werden: Scientologen haben Recht
auf
ihre ernsthaften Glaubensüberzeugungen, ein Recht, daß auch ich
verteidige.
Wir alle - auch Deutschland und Frankreich - haben das Recht und die
Pflicht,
Widerstand zu leisten gegen die Absichten der Scientology-Organisation;
denn was
die "Church of Scientology" anstrebt ist die Aufhebung der Trennung
zwischen "Kirche
und Staat", d.h. genauer: die Aufhebung der Trennung zwischen Religion und
Politik.
Was sie beabsichtigen, ist die Instrumentalisierung des Staates zur
Schändung
unserer Grundfreiheiten durch Richtlinien und Gesetze, die die politischen
und
gesellschaftlichen Vorhaben von Scientology voranbringen sollen.
1975 hat Scientology in Clearwater ihr Hauptquartier eingerichtet und
ein Programm
gestartet, das sich "Projekt Normandie" nannte, um Clearwater in die erste
von
Scientology kontrollierte Stadt zu verwandeln.
Als wir zu entscheiden hatten, wo wir das erste Büro der Lisa
McPherson-Stiftung
einrichten sollten, schien es uns passend, dies in Clearwater zu tun. Wir
haben
unser Büro in Clearwater im Januar diesen Jahres eröffnet und
nachdem
wir kaum ein halbes Jahr dort sind, hat sich herausgestellt, wie wichtig
eine
solche Organisation in den USA ist. Unsere Organisation ist die erste, die
in
den USA gegründet wurde, um ausschließlich die Aufklärung
über
die missbräuchlichen und betrügerischen Praktiken der "Church of
Scientology"
anzubieten; wir haben erkannt, daß es einen enormen Bedarf für
unseren
Dienst zugunsten der Opfer der Scientology-Organisation und ihrer Familien
gibt.
Wir haben auch festgestellt, daß es sehr wichtig für uns
ist, den
Bestrebungen von Scientology in Washington D.C., dem Sitz der
amerikanischen Regierung,
entgegenzutreten, und darum planen wir im kommenden Jahr ein weiteres
Büro
der Lisa McPherson-Stiftung in Washington D.C. zu eröffnen. Mit
diesem
Büro
am Sitz der US-Bundesregierung wollen wir unsere Regierung über
Scientology
aufklären und unsere Regierung dazu bringen, mit den Regierungen von
Deutschland,
Frankreich und anderen Ländern zusammenzuarbeiten, die die Gefahr von
Scientology
schon erkannt haben.
Wir haben auch erkannt, daß es notwendig ist, unsere Aktionen mit
denen
in anderen Ländern abzustimmen. Aus diesem Grund planen wir, weitere
Zweigstellen
der Lisa McPherson-Stiftung in Deutschland, Frankreich und weiteren
europäischen
Ländern zu eröffnen.
Was mich selbst betrifft: ich wurde in den Vereinigten Staaten geboren,
einem
freien Land. Ich hatte das Glück, daß es mir in meiner
beruflichen
Karriere gelungen ist, einige finanzielle Mittel zu erlangen. Dies gelang
mir
im Gegensatz zu den Unterstellungen der Scientology-Organisation durch
ehrliche,
harte Arbeit, einschliesslich meines Einsatzes, den ich für die
nigerianische
Regierung geleistet habe.
Scientology hat versucht, alle meine Tätigkeiten in den Schmutz
zu
ziehen
als etwas, wofür ich mich schämen müsste. Für die
Scientology-Organisation
ist es anscheinend ehrrührig, ja schändlich, anderen Menschen zu
helfen.
Was sie sagen sind Lügen. Ich werde es nicht zulassen, daß
ihre
Lügen mich zum Schweigen bringen, genauso wie sich keiner der hier
Anwesenden
durch Scientology mundtot machen lassen wird.
Niemals zuvor erlebte Scientology einen so gut organisierten
Widerstand. Trotz
aller ihrer Anstrengungen, uns zum Schweigen zu bringen, lassen wir uns
nicht
aufhalten. Wir haben uns unsere Freiheit hart erarbeitet. Wir werden sie
uns von
Scientology niemals nehmen lassen.
![](../images/minton06.jpg)
Pfarrer Gandow und Bob Minton
Foto: Claudia Bartels |
Jetzt wird es ein bisschen schwierig für Pfarrer Gandow (der
die
life-Übersetzung
machte), denn ich lese jetzt aus der Bibel. Mir wurde diese Bibel hier
letzte
Nacht von einem Freund gegeben, und ich möchte einen besonderen Satz
lesen,
ausgewählt von meinem Freund, Psalm 71:13, "Schämen sollen sich
und
umkommen, die meiner Seele feind sind; mit Schimpf und Schande sollen
überschüttet
werden, die mein Unglück suchen."
Doch Gott ist barmherzig; und wir sollen auch barmherzig sein.
Wir würden die führenden Leute von Scientology, diejenigen,
die jetzt
verantwortlich sind für die Unmenschlichkeiten der Scientology, gern
begrüssen
und aufnehmen, wenn sie sich von der Organisation lösen. Ich wä
re
glücklich,
auch ihnen helfen zu können.
Ich sage Ihnen aus tiefstem Herzen Dank für die grosse Ehre, die
mir heute
zuteil wurde. Es ist wirklich eine Auszeichnung für uns alle, und ich
nehme
sie stellvertretend für alle an, die für Menschenrechte und
Religionsfreiheit
einstehen. |