Leipziger Preis
 
 

 

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Gerry Armstrong: Begrüßungsrede für das Komitee zur Verleihung des Leipziger Menschenrechtspreises 2003

Das Europäisch-Amerikanische Bürgerkomitee für Menschenrechte und Religionsfreiheit in den USA begrüßt herzlich den ehemaligen Präsidenten der „Mission Interministerielle pour la Lutte contre les Sectes“ (MILS) den Minister a.d. Monsieur Alain Vivien, der die Laudatio halten wird und seine Frau Madame Patricia Vivien-Cassano

Wir begrüßen stellvertretend für den Präsidenten der neuen „Mission Interministerielle de Vigilance et de Lutte Contre les Derives Sectaires (MIVILUDES) aus dem Stab des Premierministers der Republik Frankreich, Monsieur Henri-Pierre Debord,

zwei Mitglieder des Stadtrates Leipzig, Frau Weise (SPD) und Herrn Dr. Rothermund (CDU),

das Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, Herrn
Rechtsanwalt Roland Schaube von der Partei rechtsstaatliche Offensive (PRO)

Mitglieder und Freunde des Komitees aus dem Ausland

und natürlich unseren geschätzten Preisträger aus Norwegen Herrn Andreas Heldal-Lund,

Sehr geehrte Damen und Herren, wir begrüßen Sie hier in Leipzig und zu unserer Feier, in der wir Herrn Heldal-Lund als den diesjährigen Empfänger des Leipziger Menschenrechtspreises auszeichnen wollen.

Alle Mitglieder unseres Komitees, die aus 10 unterschiedlichen Ländern kommen, haben ihren eigenen Anteil an der Aufgabe, Menschenrechtsreformen zu befördern bei totalitären Kulten, die von den USA aus operieren.

Dieses jährliche Treffen, bei dem wir eine Person ehren und feiern, die nicht zum Komitee gehört, die einen besonderen Beitrag zu dieser Aufgabe geleistet hat, ist für uns der Höhepunkt des Jahres.

Es ist aber ganz offensichtlich auch ein Höhepunkt in Scientology’s Kultjahr.

In jedem der letzten Jahre hat Scientologys berüchtigtes Office for Special Affairs und seine betrogenen oder betrügerischen Agenten eine „schwarze Propaganda“-Kampagne gestartet, um das Komitee, den Preis, den Preisträger und seine Unterstützer anzugreifen.

Black PR - Schwarze Propaganda - ist Scientologys Theorie und Praxis, den Ruf und das Leben ihrer als Zielpersonen bestimmten Feinde mit bösartigen und rücksichtslosen Lügen und Verdrehungen zu zerstören.

Dieses Jahr erlebten wir die bisher stärkste und heftigste Black-PR Kampagne.

In diesem Jahr gab es sogar nach Berichten, die wir erhielten, eine Maßnahme, die darin besteht, dass Scientologen und nicht-scientologische Kollaborateure Personen anzurufen, die unsere Gratulationsliste unterschrieben haben, um zu versuchen, diese unter Druck zu setzen, dass sie ihre Unterstützung zurückziehen.

Übrigens haben zahlreiche Menschen aus 15 Ländern mutig, im Wissen, dass sie angegriffen werden können, ihren Namen gegeben, um öffentlich ihre Unterstützung der diesjährigen Preisverleihung zu dokumentieren.

Eines der Hauptthemen der diesjährigen scientologischen Black PR Kampagne gegen den Leipziger Menschenreichtspreis besteht darin, dass Herr Heldal-Lund sagt, dass er Atheist ist, und daß Thomas Gandow, eines der Gründungsmitglieder unseres Komitees und die Zielscheibe des Großteils der schwarzen Propaganda, ein evangelischer Pfarrer ist.

Scientology und seine Agenten greifen Herrn Heldal- Lund an - - er sei intolerant gegenüber Religion - und die Scientologen unternehmen, was immer sie können, um Herrn Pfarrer Gandow Schwierigkeiten zu machen, weil er Heldal- Lund unterstützt.

Schamloserweise schicken die Kultleute und ihre Agenten sogar schwarze Propaganda an Gandows Bischof in Berlin.

Tatsache ist, unser Komitee ist kein religiöses Komitee und dies hier ist keine religiöse Zeremonie, keine religiöse Veranstaltung.

Wir sind vielmehr politisch.

Die Menschenrechtsreformen, die wir anstreben, auch wenn wir sie anstreben in Organisationen, die sich selbst gerade deshalb „religiös“ nennen, um zu vermeiden, dass sie solche Reformen durchführen müssen, sind soziale, rechtliche und politische Reformen.

Wir fordern, dass US-Politiker ihre Macht und Autorität nutzen um Gesetze zur Einrichtung solcher Reformen zu beschließen oder um bestehende Gesetze, die durch die Kulte verletzt werden, durchsetzen.

Jedermann kann sich für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Jeder kann auch das Ziel unseres Komitees unterstützen, die menschrechtsverletzenden, in den USA beheimateten Kulte zu reformieren, unabhängig von seinem Glauben, er sei Protestant, Katholik, Jude, Moslem oder Atheist.

Ich selbst bin Christ. Und ich bin stolz, Andreas meinen Freund zu nennen und ich bin ihm äußerst dankbar für das, was er in dieser Auseinandersetzung geleistet hat und dass wir auf der gleichen Seite stehen, in der selben bunten Truppe.

Es gibt ein Wort in der Bibel, dem keine denkende Person Gläubiger oder Atheist widersprechen kann:

Beim Prediger Salomo (3,1 ff) heißt es:

Alles hat seine Zeit
und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit
Lieben hat seine Zeit,
hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit,
Friede hat seine Zeit.

Wir hatten eine Zeit für einen Amerikaner,
wir hatten eine Zeit für einen Deutschen,
wir hatten eine Zeit für einen Franzosen
und heute ist es eine Zeit für einen Norweger.

Wir hatten eine Zeit für Katholiken,
jetzt ist es Zeit für einen Atheisten und
wir werden hoffentlich auch eine Zeit für einen Protestanten haben.

Was Herrn Heldal-Lund hierher nach Leipzig bringt, was er getan hat, wofür er diesen Menschrechtspreis erhält, ist in gewisser Weise eine virtuelle, eine Internet - Parallele zu dem, was Leipzigs Bürger vor 20 Jahren angefangen haben.

Was in dieser Stadt gemacht wurde, führte zu den vielleicht größten Menschenrechtsreformen der Gegenwart. 1983 öffnete Pfarrer Christian Führer die Tore der Nikolaikirche in Leipzig an jedem Montag abend für ein Gebet für den Frieden.

Teilweise war dies eine Antwort auf die nukleare Drohung in der Zeit des kalten Krieges und zum Teil ein Protest von Leuten, die Ostdeutschland verlassen wollten Richtung Westen.

Für die nächsten sechs Jahre, unter Inkaufnahme von Unterdrückung und Gegenmaßnahmen der Geheimpolizei, hielt Pfarrer Führer die Türen seiner Kirche offen.

Jeden Montag um 5 Uhr nachmittags versammelten sich die Menschen.
Die Teilnehmerzahlen wuchsen und die Friedensgebete wandelten sich in Demonstrationen und Protestmärsche.

Eine andere Leipziger Kirche begann ihre eigenen Friedensandachten und so machten schließlich Kirchen in Dresden und Ostberlin.

Es war erst eine Zeit der offenen Türen.
Es war dann eine Zeit des Gebets.
Und dann war es eine Zeit des Protests.
Und am 9. November 1989 war es dann Zeit dafür,
dass die Mauer in Berlin geöffnet werden musste.

Am 7. November 1996 war es die Zeit für Andreas Heldal-Lund, die Tür seiner Webseite zu öffnen und die Wahrheit über Scientology zu sagen und deren Kriminalität und Menschenrechtsverletzungen zu widersprechen.

Und am gleichen 7. November 1996 war es die Zeit für Scientology ihre Kampagne rechtlicher Einschüchterung und Freiwildjagd zu starten, damit die Seite geschlossen wird.

Obwohl eine ganze Reihe von Internet Service Providern dazu gepresst worden sind, die Zusammenarbeit mit Herrn Heldal- Lund zu beenden, hat er dennoch seine Tür offen gehalten und hat seitdem bis heute weiter die Wahrheit über Scientology veröffentlicht.

Im Kampf gegen eine Tyrannei gibt es eine Zeit für Furcht und Respekt und eine Zeit der Respektlosigkeit.

Respektlosigkeit sendet an die Tyrannen die Botschaft von ihrer wahren Schwäche und von der Vergeblichkeit ihrer Tyrannei.

Herr Heldal-Lund gab seiner Webseite einen sehr bezeichnenden und sehr respektlosen Namen: Operation Clambake.

Der Gründer des Scientology Kultes L. Ron Hubbard schrieb in dem, was die Scientologen heute ihre „Heiligen Schriften“ nennen, dass die Menschen sich aus Muscheln - Clams - entwickelt hätten.

Hubbards Sohn hat später bekannt gemacht, dass diese Offenbarung Hubbard während eines Drogentrips kam.

Egal wie - das Wort „Clam“ = Muschel verband sich in respektloser Weise mit den Leuten, die Hubbard und seine sogenannten „Heiligen Schriften“ verehren, mit den Scientologen.

Respektloserweise nennen die Scientologen uns WOGs (entspr. etwa „Kanacken“) und respektloserweise nennen wir sie „clams“. Es gibt eine Zeit für „WOGs“ und eine Zeit für „clams“. Ich bin ein WOG!

Eine „Clambake“ nun ist eine Party im Freien, bei der Speisen, natürlich auch Clams, also Muscheln, üblicherweise auf heißen Steinen gekocht werden, die mit Seetang bedeckt sind. Eine „Clambake“ ist aber auch jede Art von Zusammenkunft, die durch laute Geselligkeit bestimmt ist, besonders politische Kongresse und Demonstrationen.

Pfarrer Führers Nikolaikirchen-Friedensandachten hier in Leipzig haben sich 1989 in eine monumentale „Clambake“ verwandelt.

Leipzig, das sollte hier auch noch erwähnt werden, empfing gerade vor einem Monat selbst eine große Ehrung, als nämlich Bundeskanzler Gerhard Schröder bekannt gab, dass Leipzig als Deutschlands Kandidat für die Olympischen Spiele 2012 ausgewählt wurde. Ein Grund für diese Auswahl war Leipzigs Rolle bei den Protesten in Ostdeutschland, die dazu halfen, den kalten Krieg zu beenden und die ein vereintes Deutschland gebracht haben.

Leipzigs Oberbürgermeister hat uns einen Brief geschickt mit einem sehr netten Gruß:

"Vielen herzlichen Dank für Ihre Einladung zur Verleihung des Leipziger Menschenrechtspreises 2003.
Leider muss ich Ihnen für den 18. Mai 2003 absagen, da ich bereits seit längerem durch einen Termin gebunden bin. Ich bitte Sie herzlich um Ihr Verständnis.
Ich wünsche Ihnen für Ihre Veranstaltung gutes Gelingen, viele interessante Gäste und dem Preisträger Herrn Andreas Heldal-Lund meinen herzlichen Glückwunsch zu seiner Auszeichnung.

Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Tiefensee,
OBERBÜRGERMEISTER der STADT LEIPZIG

Und jetzt, indem ich Worte von der Eröffnungszeremonie aller Olympischen Spiele ausborge und daran denkend, dass das Wort „Clambake“ auch die Bedeutung einer geräuschvollen Geselligkeit oder politischen Demonstration hat, sage ich: Lasst die Clambake beginnen. Oder besser: Lasst die Clambake weitergehen.

 

2003

Preisträger

Preisverleihung

Laudatio

Rede Preisträger

im Presseecho

ausgewählte
Glückwünsche

2002

2001

2000

 

 

 

 

 
 

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